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LaTeX: Textsatz statt Word

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Philosophie






  • Textsatz statt Textverarbeitung

    Früher gab der Autor eines Textes sein Manuskript in handgeschriebener oder mit der Schreibmaschine getippter Form dem Textsetzer, der daraus das Buch setzte. Der Autor zweifelte nicht an der Arbeit des Setzers, aus seinem Text ein ordentliches und lesbares Buch zu machen; andererseits wäre auch der Setzer nicht auf die Idee gekommen, dem Autor etwas Inhaltliches vorzuschreiben.

    Den Job des Textsetzers übernimmt nun LaTeX. Es hinterfragt nicht den Inhalt des Textes, und der Autor muss sich nicht über die äußere Form Gedanken machen -- es wird einfach gut.

  • Schönheit ist Geschmackssache

    Hat der Benutzer zuviel selbst zu entscheiden, geht das nicht immer gut. Wieviele Word-Dokumente wurden schon geschrieben in Super-Fancy-Schriftarten in fünf verschiedenen Größen auf einer einzigen Seite und mit einer Fülle von Attributen. So mancher Profi seines Faches bekommt bei solchen amateurhaften Verunstaltungen das blanke Entsetzen.

    Zum Beispiel gilt:

    • unterstrichen wird schon lange nicht mehr, da andere Hervorhebungen lesbarer sind
    • Fettdruck sollte vermieden werden, da es den Resttext der Seite „überstrahlt“
    • in den meisten Fällen sollten deshalb Hervorhebungen kursiv geschrieben werden

    Dabei ist darauf zu achten, dass es sich bei „kursiv“ um eine andere Schriftart handelt, und nicht einfach nur um „nach rechts geneigte Buchstaben“! Bei LaTeX schreibt man Hervorhebungen als \emph{...}, so werden z.B. Hervorhebungen innerhalb von Hervorhebungen automatisch wieder „normal“ (aufrecht) gesetzt, um so wiederum aufzufallen.

  • Schreibregeln

    Beim Schreiben von Texten kommt es nicht nur auf richtige Orthographie und Grammatik an; dafür hat jede bessere Textverarbeitung schon mehr oder weniger gute Prüfprogramme integriert (wenn man mal das Lexikon um seine 2000 persönlichen Wörter erweitert hat). Es kommt auch auf den richtigen Textsatz an.

    Einige Beispiele:

    • einsame Zeilen eines Absatzes noch auf der alten oder bereits auf der neuen Seite sind zu vermeiden
    • es gibt verschiedene Arten von Bindestrichen, angefangen vom Trennstrich über den Von-Bis-Strich bis hin zum Gedankenstrich. Textverarbeitungen wie Word versuchen meist den Kontext zu „raten“ und setzen willkürlich irgendeinen dieser Striche.
    • Buchstabenfolgen wie ff, fl, fi etc. sollten als Ligaturen zusammengezogen werden, es gibt aber wiederum auch Ausnahmeregeln davon

    Es gibt unzählige weitere Sachen, die beachtet werden müssen, wenn das Ergebnis stimmen soll.

    LaTeX ermöglicht sämtliche Feinheiten dieser Art und erledigt das allermeiste davon ohne jegliches Zutun ganz automatisch nach geltenden Regeln. Man braucht also keine Ausbildung als Textsetzer, wenn man ein druckreifes Buch erstellen, einen wissenschaftlichen Artikel verfassen oder einen Brief nach DIN schreiben will.

  • What you see is what you... think you get

    Die erste befremdliche Reaktion auf LaTeX ist meist: Warum sehe ich nicht, wie das aussieht, was ich schreibe? Die Antwort ist einfach: Inhalt steht vor Form. Man kann und soll sich ganz auf den Inhalt konzentrieren. Es gibt kein „das passt bestimmt noch in die Zeile/auf die Seite, wenn ich es ein wenig umformuliere“. Und wenn sich hinterher der Text noch an anderer Stelle ändert, war diese Arbeit völlig umsonst. Um solche Formdetails kümmert man sich erst, wenn der Text endgütig steht (falls sie dann überhaupt noch auftreten und man noch Zeit für sowas hat!).

    Allermeistens regelt LaTeX die Dinge bereits auf die bestmögliche Weise. Das WYSIWYG (What You See Is What You Get) der meisten Textverarbeitungen ist sowieso oft nur vorgegaukelt. Die aktuelle Zeile wird selten schon korrekt gesetzt (mal darauf achten: wenn eine neue Zeile beginnt, wird kräftig umsortiert und angepasst!) und Seitenumbrüche stimmen oft erst Minuten später. Steuersequenzen schließlich bleiben ganz verborgen.

    Sämtliche Formatierungen wie Überschrift, Hervorhebung, Aufzählung usw. stehen bei LaTeX als Befehle direkt im Text. Keine versteckten toten und überflüssigen Konstrukte wie Kursivschrift für 0 Zeichen, Schriftartwechsel für eine Zeile, in der nichts steht, oder eine „Neue Seite“-Marke an einer Stelle, an der sowieso umgebrochen wird, die sich aber später nach einer Textkorrektur unbemerkt zu einer Katastrophe entwickelt. Bei LaTeX ist das gesamte Verhalten transparent; es wird nichts verändert oder etwas Geheimnisvolles hinzugedichtet. (Ja, sogar der gesamte Programm-Quelltext ist verfügbar!) Kurz, man hat die totale Kontrolle.

    Zugegeben, anfangs ist es vielleicht etwas komisch, jede Kleinigkeit als Befehl einzutippen. Gewöhnt man sich das aber einmal an, geht vieles leichter von der Hand. So gibt es z.B. ein komplettes Inhalts-, Literatur- oder Abbildungsverzeichnis mit einem einzigen Befehl, ohne in irgendwelchen Menüs suchen zu müssen. Und es erscheint genau an der Stelle im Text, an dem der Befehl steht. So einfach ist das.

Vorteile






  • Preisfrage und Verfügbarkeit

    LaTeX ist kostenlos erhältlich (z.B. von DANTE), und zwar für alle Betriebssysteme (Windows, DOS, UNIX, OS/2, MacOS,...)
  • Qualität erkennt man sofort

    Ein mit LaTeX gesetztes Dokument sieht professionell und direkt „vertraut“ aus. LaTeX wird wissenschaftlich hoch anerkannt. Renommierte Verlage wie Springer, Addison Wesley oder Teubner akzeptieren Manuskripte fast nur noch in LaTeX.
  • Leichte Erlernbarkeit

    Mit nur wenig Übung gelingt der Umstieg von der konventionellen Textverarbeitung. Programmierer werden es besonders einfach haben. Und bei Problemen steht die große LaTeX-Gemeinde mit Rat und Tat zur Seite.
  • Beliebiger Editor

    Vom einfachen Notepad bzw. dtpad bis hin zu Emacs und Konsorten kann alles Mögliche benutzt werden. Durch das reine Textformat ist auch eine Automatisierung mittels Batch-Datei bzw. Shell-Skript oder Perl-Programm möglich.
  • Geschwindigkeit

    Da während der Texteingabe keine grafischen Ausgaben berechnet und dargestellt werden müssen, wird gewaltig Rechenpower gespart (man denke an ein Notebook!). Auf heutigen Maschinen ist der Zeitverbrauch der Texterzeugung vernachlässigbar klein. Immerhin ist TeX 1977 für damalige Rechnerleistungen konzipiert worden. Daher sind auch die Speicheranforderungen an RAM und Festplatte sehr gering.
  • Geräteunabhängigkeit

    Das Ausgabeformat DVI ist sehr kompakt (je Druckseite nur ca. 2-3 KB) und vielseitig verwendbar. Es kann aber auch direkt PostScript erzeugt werden (auch PDF). Im Gegensatz zu Textverarbeitungen, die auf dem Bildschirm und auf dem Drucker (zum Teil auch grundsätzlich) verschiedene Schriftarten verwenden, sind bei LaTeX (mittels dem enthaltenen MetaFont) die Schriften für alle Ausgabegeräte gleich und unterscheiden sich höchstens in der Auflösung.
  • Alle Regeln

    LaTeX kennt sich aus. Angefangen vom Textsatz (ein- oder zweispaltig, ein- oder doppelseitig, mehrere Druckseiten auf einem Bogen) und dem „goldenen Seitenverhältnis“ über professionelle Gestaltung der Kopf-/Fußzeilen oder der Seitennumerierung bis hin zum weltbesten Trennalgorithmus, den man aber auch jederzeit mit entsprechenden Befehlen (nur je 1-2 Zeichen lang) oder einem Ausnahmenlexikon beeinflussen kann.
  • Das Beste am Schluss: Formeln!

    Das ist wirklich eine absolute Stärke von LaTeX: Sehr einfach und in nur kurzer Zeit lassen sich auch komplizierteste mathematische (und mit entsprechenden Zusatzpaketen z.B. auch spezielle chemische und andere) Formeln erstellen. Da kommt in der Qualität kein anderer Formeleditor heran, auch nicht nach stundenlangem Feinschliff. Matrizen, Brüche, Summen, Integrale, ja ganze Gleichungssysteme, richtig ausgerichtet und (wenn gewünscht) automatisch durchnumeriert, Bemerkungen drunter, drüber oder daneben -- einfach mal so. Sagenhaft.

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Stand: 28. März 2016