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Rückprojektionen von Wortstämmen

„aufwändig“ | „Albtraum“ | „selbstständig“ | „Potenzial“ | „Entgeld“

„nummerieren“






  • Der lateinische Ursprung dieses Lehnwortes lautet: numerus, die Zahl.

  • Bei fast allen deutschen Wörtern, die sich davon ableiteten, hielt man sich an diesen Wortstamm und schrieb sie mit nur einem „m“, z.B. numerieren, Enumeration (Aufzählung), Numerik, ...

  • Die einzige Ausnahme davon stellte das Wort Nummer dar. Wohl wegen der häufigen Verwendung im deutschen Sprachgebrauch wird dies jetzt kurzerhand zum Regelfall erklärt.

  • Beim ähnlich gelagerten Fall der Kammer (vom lateinischen Wort camera, der Raum, abstammend) ist es wohl wieder der gegenüber dem eher altmodischen Wort Kammer häufigeren Verwendung zuzuschreiben, dass wir nur eine einfache Videokamera benutzen.

  • Genauso wie bei „Nummer“ und „nu(m)merieren“ verhält es sich übrigens auch mit „Platz“ und „pla(t)zieren“.

„aufwändig“






  • Das Argument, warum man „aufwändig“ (also mit „ä“) schreiben soll, ist ja, dass es vom Wort „Aufwand“ abstammen soll.

  • Aufwand“ selbst kommt aber von „aufwenden“, ja es gibt sogar eine „Aufwendung“! Daher sollte man doch eher „aufwendig“ (also mit „e“) schreiben.

  • Die Schreibung „notwändig“ wird dagegen grundsätzlich als falsch angesehen; wohl weil es so etwas wie „Notwand“ nicht gibt.

„Albtraum“






  • Alp“ bedeutet so etwas wie Schrecken, also ist ein Alptraum quasi ein schrecklicher Traum.

  • Da Alp als Wort alleine eher seltener vorkommt, die Landschaft „Schwäbische Alb“ (die damit aber rein gar nichts zu tun hat) aber wohl wieder viel öfter (vgl. oben Nummer), heißt es nun „Albtraum“, also ein Traum von blühenden Wiesen.

  • Warum aber jammern und beklagen sich dann so viele Leute über ihre Albträume?

„selbstständig“






  • Das Wort „selbständig“ setzt sich zusammen aus dem Teil „selb“, das soviel wie „selber“ bedeutet, und aus „ständig“, das entspricht „Stand“; zusammen also so etwas wie „eigener Stand, auf eigenen Füßen stehend“.

  • Die heutige Schreibung „selbstständig“ hingegen enthält den Anfang „selbst“, was „sich selber“ heißt; das ganze Konstrukt meint also eher etwas wie „sich selber auf den Füßen stehend“ und kommt wohl daher, dass hier ein häufig gemachter (Schreib-)Fehler mal wieder kurzerhand zur Regel erklärt worden ist, ohne vorher ein bisschen darüber nachgedacht zu haben.

„Potenzial“






  • Die Verwendung von „Potenzial“ (statt vorher „Potential“) geht wohl wieder darauf zurück, dass es die „Potenz“ vielleicht nicht in den alltäglichen Sprachgebrauch, aber doch (vor allem bei Männern) in das alltägliche Bewußtsein geschafft hat.

  • Analog dazu heißt es jetzt ja auch „Differenzial“ (statt „Differential“) wegen der „Differenz“; dabei besteht trotz der jetzt sehr ähnlichen Schreibweise ein gehöriger Unterschied, z.B. ist in der Mathematik sehr wohl zwischen „Differenzenquotient“ und „Differenzialquotient“ zu differenzieren.

  • Apropos Mathematik: heißt es denn jetzt eigentlich auch „Exponenzialfunktion“ (statt „Exponentialfunktion“), wo doch nach wie vor „Exponent“ geschrieben wird?

„Entgeld“






  • Dass nach den neuen Regeln „Entgeld“ geschrieben wird, hat wohl damit zu tun, dass für viele Schwarzfahrer das „erhöhte Beförderungsentgelt“ immer etwas mit dem Begriff „Geld“ (nämlich 40 Euro) zu tun hatte.

  • Das eigentliche „Entgelt“ stammt jedoch eigentlich von „gelten“ („entgelten“ = „abgelten“) ab und kann durchaus auch aus nicht-monetären Abgeltungen bestehen.

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Stand: 28. März 2016